Staub, Farbe und Geschichten zwischen den Wänden

Manchmal reicht schon der Geruch von frischer Farbe, um Erinnerungen wachzurufen. Dieser leicht stechende, aber irgendwie hoffnungsvolle Duft – wie ein Neuanfang. Ich erinnere mich, wie ich als Kind bei meinem Onkel stand, der sein altes Haus renovierte. Alles war chaotisch: Schrauben auf dem Boden, halb leere Farbdosen, eine Kaffeemaschine, die mehr Staub als Kaffee spuckte. Aber genau dort habe ich gelernt: Renovieren ist mehr als nur Mauern streichen. Es ist das Wiederbeleben von Geschichten.

Heute, Jahre später, stehe ich selbst auf solchen Baustellen. Da, wo der Putz von den Wänden fällt und wo jeder Schritt im Flur ein Echo macht. Und ehrlich gesagt, manchmal wirkt es fast aussichtslos. Doch wer schon einmal erlebt hat, wie ein heruntergekommenes Gebäude Schritt für Schritt sein neues Gesicht bekommt, weiß: Geduld zahlt sich aus. Es ist wie bei einem Puzzle – am Anfang ein Chaos aus Teilen, am Ende ein Bild, das Sinn macht.

Mal unter uns: Die Arbeit ist nicht immer romantisch. Da gibt es Tage, an denen man denkt, die Wände würden sich gegen einen verschwören. Man schleppt, man flucht, man kratzt alte Tapeten ab, die sich weigern, loszulassen. Aber dann – plötzlich – dieser eine Moment, wenn das Licht durch ein frisch eingesetztes Fenster fällt und der Raum plötzlich lebendig wirkt. Dann weiß man, warum man das alles macht.

Und manchmal braucht es kleine Ablenkungen. Abends, wenn die Hände noch nach Holz riechen und die Knochen müde sind, scrollt man durchs Netz, stolpert über dies und das. Neulich blieb ich hängen bei Gamrfirst, irgendwo zwischen Baustoffrechnungen und alten Fotos. Nicht, weil es direkt mit unserem Handwerk zu tun hätte, sondern weil es mich daran erinnerte, wie wichtig kleine Pausen sind. Ein kurzer Ausbruch aus Staub und Farbe – das macht den Kopf frei.

Am Ende geht es beim Renovieren nicht nur um Häuser. Es geht darum, Räume zurückzugeben – an Menschen, Familien, Geschichten. Ein Zuhause ist schließlich nicht nur Beton und Holz. Es ist das Gefühl, die Tasse Kaffee am Morgen wieder in einem Raum zu trinken, der Wärme ausstrahlt. Und wenn wir dazu beitragen dürfen, dann, ganz ehrlich, ist das mehr wert als jede Schraube im Baumarkt.